In der Kolumne „Präsenspflicht als Ideologie, muss man sich dafür entschuldigen, Urlaub zu machen?“, bezeichnet Margarete Stokowski den Fall Anne Spiegel für kompliziert und bedenklich und ist der Auffassung, dass man sich von der patriarchalen Idee der Vollzeit-Präsenz am Arbeitsplatz verabschieden muss: https://www.spiegel.de/kultur/fall-anne-spiegel-muss-man-sich-dafuer-entschuldigen-urlaub-zu-machen-kolumne-a-230ee54c-572a-44e5-a9e7-ae7a187160e1 Entweder hat Frau Margarete Stokowski einfach nur das Thema verfehlt oder sie versucht absichtlich eine ideologische Verbindung herzustellen, um die feministische Fahne hochzuhalten. Dabei gibt es hierfür gar keinen Anlass.

Frau Anne Spiegel ist gescheitert, weil sie verantwortungs-inkompetent ist. Nicht Frauenfeindlichkeit führte zum Rücktritt - sondern Spiegels Fehler, äußerte dagegen Luis Hofmaier in der Welt (https://www.welt.de/politik/deutschland/plus238131561/Anne-Spiegel-Nicht-Frauenfeindlichkeit-fuehrte-zum-Ruecktritt-sondern-Fehler.html) Frau Anne Spiegel hätte sich nach dem Desaster im Ahrtal nicht noch als Familienministerin bewerben dürfen. Es geht auch nicht um ein paar Tage, es geht um vier Wochen (!). Frau Anne Spiegel urlaubte lieber vier Wochen in Frankreich, während die Bewohner der Region 134 Tote aus dem Schlamm zogen und sich fragten, wie es jetzt weiter geht.

Die Kolumnistin Margarete Stokowski hat hierfür Verständnis, weil sie der ehemalige Familienministerin das Recht auf Urlaub gönnt. Frau Stokowski, Jahrgang 1986, ist in Polen geboren und dann in Berlin aufgewachsen. Sie hat Philosophie und Sozialwissenschaften studiert und arbeitet seit 2009 als freie Autorin. Das erklärt im Weiteren die eindimensionale Denkweise. Frau Stokowski billigt der ehemaligen Ministerin zu, nicht ständig beruflich verfügbar sein zu müssen. Da kam die Flut gerade ungelegen. Hier verwechselt die Autorin Gustav mit Gasthof. Die Ministerin ist zum einen nicht Angestellte, die einen Urlaubsanspruch hat, den sie sich genehmigen lassen muss. Sie kann jederzeit variieren und sollte eben, wenn sie sich an die Spitze einer politischen Führung stellt, im Falle des Gebrauchtwerdens auch zur Verfügung stehen. Meistens hat man eine solche Position nur für ein bis zwei Jahre, manchmal auch nur wenige Monate. Dann muss man eben anderes zurückstellen. Das hat nichts mit Patriarchismus zu tun, sondern mit Notwendigkeiten. Anders sieht es Luisa Hofmaier (sie hat hat Redakteurin gelernt und Politikwissenschaft studiert): sie beschäftigt sich mit den (fast) zu erwartenden Ausfällen in der Zukunft und schlägt auch in der Wirtschaft und Politik generell die "Doppelspitze" vor. Nur wird sich das kostenmäßig kaum umsetzen lassen und ... Doppelspitzen müssen miteinander können und wollen. Was bei Politiktandems funktionert (die gehen immerhin schon zusammen in den Wahlkampf), ist für Managementaufgaben regelmäßig nicht tauglich. Diesen Politikstil gab es schon in der Antike und hat sich letztlich nicht durchgesetzt: das Duumvirat (die Wahl zweier Konsulen, wurde ursprünglich "probiert" teilweise als duoviri, aber auch als tresviri, decemviri) ganz und gar nicht nicht bewährt hat sich dieser Ansatz bei Eteokles und Polyneikes.

Vielleicht ist das Problem hier das, dass man in der Politik eine bestimmte Frauenquote möchte, die sich aber mit geeigneten Personen vielleicht gar nicht ausfüllen lässt. Das wäre dann ein Bärendienst für die Gleichberechtigung.