Das, was Annalena Baerbock da fabriziert hat sind „Fake-News light":

 

Nach dem Aufschrei um den geschönten Lebenslauf von Annalena Baerbock, hätte das Buch „Jetzt: Wie wir unser Land erneuern“ nie veröffentlicht werden dürfen, ohne dass es vorher aufgrund der Erfahrungen mit ihrem im Lebenslauf nochmals eingehend redigiert wird. Das gilt umso mehr, wenn man Aufbruchstimmung entfalten will, das Buch dann aber alte Weisheiten enthält, die irgendwo abgeschrieben sind. Ob das eine Urheberrechtsverletzung im strengen Sinne ist, ist völlig irrelevant. Es geht darum, dass man sich nicht Dinge, in dem Fall Wörter und Gedanken aneignet, die nicht von einem selbst sind und das dann auch nicht kenntlich macht. Schon in der Antike war verpönt, „alten Wein in neuen Schläuchen“ zu präsentieren.

 

Mit einem vorschnellen Statement macht der sog. „Promi-Anwalt“ Christian Schertz die Sache nur noch schlimmer, indem er erklärte: „Ich kann nicht im Ansatz eine Urheberrechtsverletzung erkennen, da es sich bei den wenigen in Bezug genommenen Passagen um nichts anderes handelt, als um die Wiedergabe allgemein bekannter Fakten sowie politischer Ansichten. …“. Schertz' Lehrmeister, in dessen Kanzlei RA Schertz groß geworden ist, sah sich bemüßigt, dem Statement Schertz zu widersprechen. gegenüber dem Focus sagte der ehemalige Medienpapst RA Hertin: „Die Textstelle von Seite 219 in dem Buch von Frau Baerbock, in der sie den US-Wissenschaftler Michael T. Klare zitiert, ohne ihn als Quelle zu nennen, ist eine klare Verletzung des Urheberrechts. Da besteht überhaupt kein Zweifel.“ Eine deutliche Klatsche gegen Schertz.

 

 

 siehe auch https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/schertz-lehrmeister-ueber-baerbock-buch-klare-verletzung-des-urheberrechts-76939348.bild.html 

 

Der Kollege Schertz gibt also zunächst eine Antwort auf eine Frage, die gar nicht gestellt wurde, und dann noch falsch. Aber, um eine Urheberrechtsverletzung im rechtlichen Sinne geht es hier zunächst gar nicht. Wohl versehentlich räumt der Anwalt ganz nebenbei ein, dass seine Mandantin sich schon anderswo bedient hat, das sei aber Allgemeingut. Offensichtlich war der Drang sich der Öffentlichkeit zu präsentieren zu groß. Wiedermal gilt: „si tacuisses philosophus mansisses“. Noch mehr daneben ist die Erklärung eines Grünen-Sprechers der von „Rufmord“ spricht. Tatsächlich geht es hier um eine unnötige Selbstmontage, mitgetragen von unklugen Kommentierungen aus dem Parteiumfeld.

 

So wird aus der Kanzler-Kandidatin eine Schertz-Kandidatin.

Die Grünen haben die völlig falsche Taktik gewählt. Die wird ihnen jetzt auf die Füße fallen.

 

UPDATE 1: 

Zwischenzeitlich hat der österreichische Medienwissenschaftler und Gutachter Dr. Stefan Weber nachgelegt und noch mehr Passagen vorgelegt, wo plump abgeschrieben wurde und meint: "Unter Vorlage anderer Texte hat sie eigene Kopfarbeit simuliert." Beispiel mit Synopsen unter https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/neue-buch-passagen-veroeffentlicht-baerbock-hat-noch-mehr-abgeschrieben-76936638.bild.html und https://www.focus.de/politik/deutschland/copy-paste-affaere-um-gruenen-kandidatin-plagiatsjaeger-legt-mit-neuen-textstellen-gegen-annalena-baerbock-nach_id_13453578.html 

 

 

UPDATE 2:

Die Totengräber bei der SPD sind Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. Die Totengräber bei Bündnis 90/Grüne sind Britta Haßelmann und der Grünen-Sprecher Andreas Kappler.

Beide versteifen sich darauf, dass das, was Annalena Baerbock gemacht hat, keine Urheberrechtsverletzung darstelle und deshalb zulässig sei. Sie geben damit eine Anleitung „wie man ihrer Meinung nach richtig abschreibt“. Dieser Rettungsversuch wird schlimm enden. Nicht nur Annalena Baerbock ist unglaubwürdig geworden, sondern die ganze Partei, die beim ersten Angriff auf ihre Vorsitzende bestreitet, dementiert und eine alternative Darstellung abgibt, nicht ganz so krass, wie es Donald Trump und seine Sprecher gemacht haben, aber doch nach dem gleichen Strickmuster.

 

Dann wird dann noch der eigene Anwalt quasi als Zeugenbeweis eingeführt. Gerade, weil die Reaktion des Grünen-Sprechers Andreas Kappler typisch ist, wie man es von anderen Parteien auch kennt, greift die Erkenntnis: „Kappler hat nichts kapiert. Die Grünen sind auch nicht besser, als die anderen“. Diese Botschaft hat Kappler mit seinem vorschnellen Statement an die Haustür der Grünen genagelt.